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Feeling B (Berlin)

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"Mix mir einen Drink. - Feeling B.
Das Ende einer Legende."
(2002)

Schwarzkopf & Schwarzkopf
416 Seiten

von Ronald Galenza, Heinz Havemeister

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Das besondere Buch:

ROLAND GALENZA/HEINZ HAVEMEISTER - "Mix mir einen Drink - Feeling B"
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag/Lexikon Imprint Verlag

Auf dieses Buch habe ich persönlich lange warten müssen, obwohl ich gar nicht gewußt habe, das es jemals erscheinen wird. Dieses Buch trägt den Untertitel "Punk im Osten" und eigentlich gab es zu diesem Thema ja schon im gleichen Verlag den umfassenden Band "Wir wollen immer artig sein - Punk, New Wave, Hip Hop, Independent-Szene in der DDR 1980-1990" von den ebenfalls gleichen Autoren. Viele persönliche Erinnerungen bzw. meine ganze Jugend hängen an dieser Zeit und so kamen mit diesem Buch Emotionen hoch, welche ich lange verschütt geglaubt hatte, doch der Reihe nach: Hauptthema des Buches ist mit FEELING B die wohl bekannteste und beliebteste Punkgruppe der DDR, aber deren Geschichte streift unweigerlich die ganze Szene und gibt einen amüsanten bzw. kundigen Einblick auf eine nicht verschwendete Jugend im Osten oder wie hieß es auch noch: "Sicher gibt es bessere Zeiten, doch diese war die unsere"! FEELING B wurde 1983 von ALJOSCHA ROMPE im Prenzlauer Berg zu Berlin gegründet und erspielte sich schnell den Ruhm einer Pogo-Party-Truppe ohne sich in politische Müll-Punk-Gefilde ala SCHLEIM-KEIM, NAMENLOS oder L'ATTENTAT zu suhlen. FEELING B verkrochen sich nicht wie die anderen Punkbands in Kirchen, sondern FEELING B spielten lieber am Strand von Hiddensee mit der elektrischen Kraft einer Autobatterie. Später reduzierte sich die Band auf ALJOSCHA, PAUL und FLAKE - Gesang, Gitarre und Casio, mehr war nicht nötig und mitspielwillige Gäste immer vorhanden. FEELING B wollten den Menschen in grauen Zeiten das Lächeln beibringen und einen Weg aufzeigen, welcher ungeahnte Freiräume im "real existierenden Sozialismus" schuf und für viele Jugendliche ein Lebensmodel wurde, welches der Ausreise oder Flucht wahrlich vorzuziehen war! Durch einen Zufall gelang es FEELING B sogar auf die große Leinwand und der eigentlich als nationaler Rockdokumentarfilm gedachte DEFA-Streifen "Flüstern & schreien" wurde durch die zwingende Präsenz der Band zum FEELING B-Film und Kult. Auf Grund ihrer großen Popularität gelang FEELING B auch das Kunststück, die erste Punk-LP auf AMIGA zu veröffentlichen, welche das Glück hatte, trotzdem noch authentisch zu klingen. Die später folgenden Platten von SANDOW, DIE SKEPTIKER oder AG GEIGE konnten das leider nicht von sich behaupten und somit ist die legendäre LP (inzwischen natürlich auch auf CD und immer noch erhältlich) mit dem grünen Fluchtausgangsschildcover ein zeitloses Zeitdokument. FEELING B bedeutete Party, ein immer auf Fahrt gehender Spaßdampfer, ein Leuchtturm in düsteren Zeiten und Vorreiter für die vielen nachfolgenden "anderen Bands"! Natürlich konnte der Spaß nicht ewig dauern (auch wenn wir es gehofft hatten) und der Pöbel bzw. Mob forderte "Wir sind ein Volk"! Zwar sind wahrscheinlich jene, welche diese Losungen im Herbst 1989 am lautesten skandierten, inzwischen die härtesten Verfechter der Ostalgie, aber die Wende kam unaufhaltsam und Deutschland wurde wieder einig Vaterland. In den Wendwirren gelang FEELING B noch einige spektakuläre Aktionen, aber spätestens 1993 war die Luft raus. Die einzig richtige Schlußfolgerung war, den Westen mit seinen eigenen Waffen zu schlagen und so gründeten PAUL und FLAKE die bis heute sensationell erfolgreiche Band RAMMSTEIN, über deren Anfänge im Buch übrigens auch ein ausführliches Kapitel zu finden ist! ALJOSCHA kam mit der neuen Zeit allerdings weniger klar und verrannte sich in Drogen, Goa Trance, Experimenten und Reisen in ferne Länder. Nachdem alle seine Projekte und Vorhaben gescheitert waren, kam der Abstieg und sein leider sinnloser, tragischer und einsamer Tod am 23.11.2000. Besonders diese Phase in ALJOSCHA's Leben habe ich überhaupt nicht mehr wahr genommen, da ich mich nach der Wende ebenfalls von der Szene abwandte und eigene Wege ging, die sich spätestens 1994 wieder mit denen RAMMSTEIN kreuzten. Der Zufall wollte es, das ich am 25.11.2000 ein Konzert mit DIE ANDEREN veranstaltete, welches als Party mit alten Zeitgenossen ausgerichtet war und so vom Tod ALJOSCHA's erfuhr und der ganze Abend damit eine leicht morbide Atmosphäre erhielt. Wiederum zwei Jahre später sitze ich hier und tippe diese Zeilen, höre die alten Platten, sehe wehmutsvoll den "Flüstern & Schreien"-Film (inzwischen auch auf DVD!) und hoffe, das sich vielleicht auch Leute aus den alten Bundesländern für diese Geschichte interessieren?! Denn diese wird durch die vielen geführten Interviews der beide Autoren mit Zeitzeugen, Freunden und Weggefährten der Band spannend und unterhaltsam erzählt, längst vergessene Details werden umfangreich erläutert und der nicht geringe Bildanteil lädt ein zum staunen. 445 Seiten, rund 300 Abbildungen und für 24,90 Euro im Handel erhältlich. ALJOSCHA, Du Pirat des DDR-Punk - Ruhe in Frieden!

- Marco Fiebag -

Herzlichen Dank an Marco Fiebag für diesen Artikel.

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