Biografie
1987
gründete sich in der damaligen Egon-Schultz-Strasse (heutige
Strelitzer Strasse), einen Keller von der Mauer entfernt, die Band
THE FATE. Die Jungs liebten The Cure, die Beatles, die Stones, AC-DC,
na eben alles, was aus dem Westen rüberschwappte und Spass
machte nachzuspielen. Aber man fing auch an, eigene Songs zu schreiben
und hatte dann nach fast einem Jahr Probe am 18. November 1987 im
Berliner Duncker-Klub den ersten öffentlichen Auftritt. Der
wurde allerdings nach 6 Titeln abgebrochen, offiziell aus „technischen
Gründen“, inoffiziell, weil die Band (vor allem der Sänger)
etwas zu sehr angeheitert war. Dann ging es munter weiter... ...mit
Proben.
Zwischendurch musste man sich mit Grenzsoldaten und ihren umgeschnallten
Gewehren als einziges Publikum (im Probenkeller) begnügen,
die ab und zu mal eine Stippvisite während der lauten Nachmittags-Zusammenkünfte
machten. Angebotenes Bier lehnten sie kategorisch ab, weil im Dienst.
Die nächsten Auftritte erfolgten sehr spärlich. Aber dann,
am 24. April 1988 nahm man bei einer Einstufungsveranstaltung im
Kreiskulturhaus Lichtenberg (direkt am S-Bahnhof Karlshorst) teil.
Die ja englischsprachigen Texte mussten der Jury ins Deutsche übersetzt
werden, anbei natürlich die Erklärung, warum man Englisch
singe. Da zu dieser Zeit von THE FATE schon ihr Hit „Krueger“
gespielt wurde, in dem es sich ja um den Film-Kindermörder
Freddy Krueger dreht, liess sich dieses Unterfangen etwas schwierig
an, aber mit kleinen Kniffen und Tricks konnte man die (am Veranstaltungstag
vor den Bands schnitzelessenden und sehr arrogant dreinblickenden)
Jury-Mitglieder überzeugen. So auch musikalisch. THE FATE erhielten
die Oberstufe mit Konzertberechtigung. Oh Mann, welche Freude!!!
Es kam das Jahr 1989. Der Sender DT64 spielte u.a. in seiner Sendung
„Parocktikum“ (mit Lutz Schramm) einige THE FATE-Titel.
Der vorhin erwähnte Titel „Krueger“ erlangte ziemliche
Popularität und erkletterte etliche vordere Plätze bei
diversen Radiovotings.
Man tourte 1989 schon durch die gesamte DDR, also in Ostberlin gab
es wohl kaum einen Klub, in dem THE FATE nicht spielten. Dann gings
weiter über Potsdam, Rostock, Dresden, Leipzig, Doberlug-Kichhain,
Ottendorf-Okrilla (ja, wirklich!!!), Meiningen, Jena usw. usf.
Dann am 2. September 1989 die nächste Einstufungsveranstaltung
im „Jugendclub am Tierpark“. Diesmal ging man die Sache
schon gelassener an und bekam die „Sonderstufe mit Konzertberechtigung“.
Die Texte mussten vorher nicht mehr übersetzt werden. Wie schön.
DDR-Medien klopften an, wie z.B. das Journal für Unterhaltungskunst
und schrieb eine sehr lobhudeligen Bericht (November 1989). Das
war ja dann der Ritterschlag für THE FATE. Dann folgte für
die Band das Angebot, einen FDJ-Fördervertrag zu unterschreiben,
mit der Option, bei grossen Events (die ja damals sehr beliebt waren,
siehe Joe Cocker, Bruce Springsteen, Bob Dylan) als Vorband auf-
und so eine grosse Karriere in der DDR-Musikszene anzutreten. Aber
da man die bösen verächtlichen Sprüche innerhalb
der Szene anderer Musikerkollegen über z.B. die Skeptiker (auch
mit einem FDJ-Fördervertrag ausgestattet) hörte, lehnte
man grosszügig, oder eher grosskotzig ab, denn danach wurde
dieses bereut, nach Mauerfall krähte kein Hahn mehr danach.
Apropos Mauerfall, die fiel ja dann auch am 9. November 1989. Grosse
Freude, einige geplante Auftritte wurden aufgrund vieler ausgedehnter
Besuche in Westberlin einfach „vergessen“, soll heissen,
nicht angetreten. Naja, nicht unbedingt zur Freude der Veranstalter,
die nun zum nicht vorhandenen Publikum (da ja auch im Westen) nicht
mal eine Band hatten.
Da sich THE FATE nun schon einen ziemlich grossen Namen gemacht
hatten, kam das Angebot, am 17. Dezember 1989 einen Gig im Westberliner
„Metropol“ am Nollendorfplatz zu spielen. Gefragt, gesagt,
getan...
Die Veranstaltung hiess „10 Jahre Berlin Rock News“
und THE FATE spielten als einzige Ost-Band zusammen mit Plan B,
den Subtones, Rasca Cocus, den legendären Waltons etc. Welch
beeindruckendes Erlebnis, hinter der Bühne gab es West-Bier
und Obst UMSONST SO VIEL MAN WOLLTE.
Die Jahreswende brachte ein Angebot der inzwischen in Zong umbenannten
DDR-Plattenfirma AMIGA mit sich, ob man nicht auf einem Sampler
mitwirken möchte. Zu DDR-Zeiten hiessen diese „Kleeblatt“.
Wie üblich sollten vier Bands darauf ihre selbstgemachten Werke
zum Besten geben. Es fanden sich Big Savod & The Deep Manko,
Kampanella Is Dead, B. Crown und natürlich THE FATE ein. Ein
Name war schnell gefunden “All Tomorrow’s Parties”,
ein alter Songtitel von Lou Reed, der auch gleich als Super-Zusammenspiel-Session
mit allen Beteiligten am Ende aufgenommen wurde. THE FATE nahmen
in den alten AMIGA-Studios in der Brunnenstrasse (übrigens
ein ehemaliges Kino) die Songs „Hold Me“, den Hit „Krueger“
und „The Same Way“ auf. Wie schon bei AMIGA üblich,
klangen die Songs beim Abhören im Studio fett und genial, dann
auf Vinyl (und später auch CD) fade und völlig auf 0 dB
komprimiert. Mir wurde mal erklärt, wenn auf Vinyl-Schallplatten
zu viele Bässe drauf sind, springt die Nadel. Aber warum ging
denn das auf West-Platten???
Egal, viel Radio- und Printmedienpräsenz liess die 4 Bands
eine Tour zum Album machen. Es wurde auch ein Video für die
damals so beliebte Fernsehsendung „Elf 99“ des Fernsehens
der DDR gedreht. Die Tour war ein voller Erfolg, es entstanden unterwegs
viele Freundschaften und Beziehungen, die sich musikalisch weitaus
später als sehr nützlich erwiesen.
Am 3. März 1990 gab es ein riesengrosses Live Event „Berlin
in concert ´90 – Berlin rockt für Berlin“
in der Berliner Werner-Seelenbinder-Halle, das sogar live im Radio
übertragen wurde. Mit dabei waren neben THE FATE wieder mal
Big Savod, Plan B, die Testbildtesters, Herbst in Peking und viele
viele andere.
Im März 1990 durfte man noch einmal ins Studio, die Firma Zong
produzierte eine John-Lennon-Tribute-CD, auf der THE FATE den Titel
„Help“ beisteuerten, der sich später auf den weiteren
Tourneen als richtiger Live-Knaller herausstellte. Die Platte nannte
sich „Celebrating The Eggman“ und die Abmischungen klangen
genauso, wie vorhin beschrieben.
Es gab dann bei THE FATE innere Querelen, es gab Umbesetzungen,
doch man tourte weiter. Jetzt ging es sogar in den Westen Deutschlands.
Zwischendurch viele Gigs in Berlin (spannend natürlich hier
auch der Westteil, da ja alles Neuland).
1992 setzte man sich zusammen und beschloss ein eigenes Album aufzunehmen.
Man zog sich an den Rand Berlins zurück und tüftelte an
Songideen und wie man diese aufs Band und dann unter die Leute bringen
könnte. Es entstanden zwölf Titel unter dem Mentor Lehmann
(Bassist der legendären Rainbirds), die auf dem Album „Buum
Beesse Hoosse Paas“ veröffentlicht werden sollten. Da
man keine Plattenfirma fand, tourte man noch ein wenig durchs Ländle,
trennte sich von seinem langjährigen Schlagzeuger, tourte immer
noch ein bissel, spielte 1993 auf dem Potsdamer Platz zur „AIDS
Cultur-Woche“, einem viertägigen Mega-Musik-Marathon,
z.B. mit Ten Colors, Michele Baresi, Silly, Third World, Herman
Bood, Keimzeit, Renft, Pankow, Steve Binetti, Poems For Laila und
Georges Moustaki.
Dann wurde 1992 ein weiterer Sampler mit dem schönen Titel
„Berlin Bands United 1992“ produziert, im Tempodrom
promoted und dann bald wieder vergessen. Aber viele interessante
Bands nahmen auch daran teil, wie z.B. Big Savod, Loup Garou, The
Benjamins, King Kong (Farin Urlaub von Die Ärzte), Die Wahnfrieds,
Tausend Tonnen Obst, Blechreiz, Michele Baresi, D-Base 5, Prussia
usw. Dieser Sampler sollte die Zusammengehörigkeit der Berliner
Bands aus dem Ost- und dem Westteil demonstrieren.
Am 16. Oktober 1993 spielten THE FATE ihren letzten Gig in einer
ihrer Lieblings-Live-Städte, nämlich in der Festhalle
Ilmenau. Hauptact waren City und neben THE FATE spielten noch Michele
Baresi und die Fast Food Cannibals.
Am 21. Oktober 1993 trennten sich THE FATE und gingen verschiedener
Wege. Am 20. Juni 1997 gab es zum 10jährigen Gründungsjahr
noch mal ein Reunion-Konzert.
Besetzungen:
1987-1988
Jörn-André Delatowski: Gesang/Lead-Gitarre/Songwriting
Jens Thiele: Gitarre/Backgrounds
Uwe “Lady” Schierz: Bass
Mike “Ed” Dornbusch: Schlagzeug
1988
Jörn-André Delatowski: Gesang/Lead-Gitarre/Songwriting
Jens Thiele: Gitarre/Backgrounds
Jan Kabitzke: Bass
Mike “Ed” Dornbusch: Schlagzeug
1989-1991
Jörn-André Delatowski: Gesang/Lead-Gitarre/Songwriting
Jens Thiele: Gitarre/Backgrounds
Michael Rahn: Bass
Mike “Ed” Dornbusch: Schlagzeug
1991-1993
Jörn-André Delatowski: Gesang/Lead-Gitarre/Songwriting
Jens Thiele: Gitarre/Backgrounds/(ab Februar 1992) Piano
Sven Matuschek: Bass
Mike “Ed” Dornbusch: Schlagzeug
1993
Jörn-André Delatowski: Gesang/Lead-Gitarre/Songwriting
Jens Thiele: Gitarre/Backgrounds/Piano
Sven Matuschek: Bass
Tomas „Tom“ Stach: Schlagzeug
1997
Jörn-André Delatowski: Gesang/Lead-Gitarre/Songwriting
Jens Thiele: Gitarre/Backgrounds/Piano
Sven Matuschek: Bass
Mike “Ed” Dornbusch: Schlagzeug
Jörn-André
Delatowski legte nach Trennung von THE FATE die Gitarre endgültig
aus der Hand und gründete mit Tino Meister (Gitarre), Uwe Schierz
(Bass, siehe THE FATE 1987-1988) und Sven Ruschka (Schlagzeug, spielt
heute mit Iron Henning zusammen) die Band HALMAKENREUTHER. 1995
unterschrieben sie Deutschlands schnellsten Plattenvertrag mit BMG
(Hansa), veröffentlichten 3 Singles, 1 Album, zwei Videos (VIVA,
MTV Europe), traten in etlichen Radio- und Fernsehsendungen auf
(BRAVO-TV, Vivasion mit Stefan Raab, VOX, RTL, B1, RBB etc.). Dann
veröffentlichten sie auf Betreiben von AC-DC 1997 in Australien
(auf der AC-DC-Plattenfirma) ihre erste Single, das Video lief auf
MTV New Zealand. 1997 trennte sich HALMAKENREUTHER.
2002 tat sich Jörn-André wieder mit Tino zusammen und
nun produzieren sie zu zweit ein neues HALMAKENREUTHER-Album, die
erste Single ist fertig, soll 2006 erscheinen. Ist auf deutsch und
hat eigentlich nix mehr mit den alten HALMAKENREUTHER-Sachen zu
tun.
Jens Thiele
spielte nach der Trennung von THE FATE bei Knorkator Gitarre.
Da sich THE FATE nicht im Streit trennten, sondern merkten, dass
man einfach an einem Punkt angekommen war, an dem man sich gemeinsam
nicht mehr weiterentwickeln konnte, hatten Jörn-André
Delatowski und Jens Thiele immer noch Kontakt miteinander. Zum Beispiel
lud er Jörn mal als Gastsänger zu einem Knorkator-Konzert
ein, das auch vom Berliner Fernsehsender FAB gefilmt, aber aufgrund
nicht sendbarer Texte dementsprechend auch nicht ausgestrahlt wurde.
Dann verliess Jens 1996 Knorkator und stieg für Tino Meister
bei HALMAKENREUTHER ein.
Uwe Schierz
ging nach HALMAKENREUTHER in die Gastronomie, ist heute im Café
„Abgedreht“ im Friedrichshain hinterm Tresen (gar nicht
zu verkennen, er ist 2 Meter und 4 gross). Ab und zu unternahm er
noch Ausflüge in die Musik, liess es aber dann bleiben.
Jan Kabitzke
machte nach dem Ausstieg von THE FATE Folk-Musik, spielte unter
anderem bei den Folkingern und etlichen anderen Projekten.
Michael Rahn
ging nach der Trennung von THE FATE nach Ägypten als Tauchlehrer.
Zwischendurch spielte er in Deutschland zusammen mit Pete Schulz
(Sänger Mariannenplatz) und Jörn Rohde (Big Savod &
The Deep Manko) in Spassprojekten zusammen. Wenn er mal nicht in
Ägypten den Tauchlehrer gibt, arbeitet er im „Sound &
Drumland“ als Verkäufer.
Mike „Ed“
Dornbusch hat sich eher zurückgezogen, sieht jetzt Vaterfreuden
entgegen, hat aber mit Jörn-André Delatowski nach der
Auflösung von HALMAKENREUTHER zusammen in einer Oldie-Coverband
gespielt. Alte Freundschaft rostet halt nicht.
Tomas „Tom“
Stach hat sich rar gemacht. Man hat auch fast nie wieder was von
ihm gehört.
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